Gemeinderat befasste sich erneut mit leerstehenden Gebäuden – Bebauungsplan soll „Rosinenpicken“ verhindern
Angelbachtal. (ram) Gleich mit zwei seit Jahrzehnten leerstehenden Gebäuden befasste sich der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause. Doch während sich für das Gebäude der ehemaligen Bäckerei Gromes in der Michelfelder Karlstraße eine Lösung abzeichnet blieben für das Aral des ehemaligen Gasthauses Hirsch in Eichtersheim viele Fragezeichen.
Mit dem Wohn- und Geschäftsgebäude der ehemaligen Bäckerei in Michelfeld hatte sich der Gemeinderat bereits im Jahr 2015 eingehend befasst und auch die Baurechtsbehörde hatte der Eigentümerfamilie Schäfer, welcher auch das angrenzende Michelfelder Schloss gehört, eine Baugenehmigung erteilt. Doch die Umsetzung des Projekts mit vier Wohnungen konnte aus verschiedenen Gründen nicht erfolgen, wie Susanne King vom Gemeindebauamt und Bürgermeister Frank Werner erklärten. Gleichzeitig wurde das Areal im Rahmen des Landessanierungsprogramm als „wesentlicher städtebaulicher Mangel“ identifiziert.
Beseitigt werden soll dieser jetzt mit dem Teilabriss der ehemaligen Backstube und dem Bau eines neuen Gebäudes, in dessen Erdgeschoss neben Stellplätzen für Fahrzeuge auch ein Verkaufsraum untergebracht sein soll. Darüber sehen die Planungen zwei Wohnungen vor, welche sich ins Dachgeschoss erstrecken und auch über Dachterrassen verfügen sollen.
Diskutiert hatten die Bürgervertreter die Planungen bereits nicht öffentlich. Wie jetzt in öffentlicher Sitzung bekannt wurde, sei dabei die Dachgestaltung kritisiert worden. Offensichtlich hatten sich die Gemeinderäte statt des vorgesehenen Pultdachs mit vier Grad Neigung lieber ein gewöhnliches Satteldach gewünscht. Doch dies „50er Jahre Satteldach“, wie er es nannte, schloss Bauherr Heinrich Schäfer aus. „Man muss sich damit identifizieren können“, erklärte er den modern gewählten Baustil und betonte gleichzeitig, dass es sich in der Michelfelder Ortsmitte, unmittelbar am neuen Kreisverkehr, „nicht um die allerbeste Wohnlage“ handle. Was den geplanten Verkaufsraum im Erdgeschoss angeht, wolle er in der kommenden Zeit Gespräche führen, sei für Interessenten offen. Fände sich kein Pächter könne er sich vorstellen, dort Antiquitäten auszustellen.
Verschiedene Gemeinderäte befürworteten die Maßnahme, von einer gelungenen Planung sprach Jürgen Lutz (Freie Wähler) und auch Sascha Bertich (Junge Liste) erklärte, dass die Schaffung von Wohnraum nur zu begrüßen sei. Über die Parkplatzsituation erkundigte sich Karl Kern (Freie Wähler). Für die beiden Wohnungen und den kleinen Laden wären laut Stellplatzsatzung der Gemeinde insgesamt sechs PKW-Plätze notwendig, neun seien in der Planung vorgesehen. Bei drei Enthaltungen erteilten die Bürgervertreter das Einvernehmen für die Maßnahme.
Was aus dem rund 2000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Gasthauses Hirsch in der Eichtersheimer Hauptstraße, welches sich bis zur Frankenstraße zieht, einmal werden soll, ist hingegen weiter offen. Im Jahr 2019 hatte ein Investor nach langer Vorarbeit mit der Gemeinde und verschiedenen Behörden Planungen für die Errichtung von insgesamt 13 Wohnungen auf dem Gelände vorgelegt. Aus Denkmalschutzgründen sollte zumindest die ortsbildprägende Fassade mit Torbogen zur Hauptstraße hin erhalten bleiben, auch die Innenhofsituation und die Gebäudehöhe sollten nicht verändert werden.
Inzwischen habe der Investor jedoch signalisiert, dass er das Vorhaben aufgrund steigender Baukosten nicht realisieren wolle, erklärte Bürgermeister Frank Werner. Er beabsichtige, das Objekt weiter zu veräußern.
Vor diesem Hintergrund entschied der Gemeinderat jetzt einstimmig, für das Areal zwei Bebauungspläne aufzustellen und erließ gleichzeitig eine zweijährige Veränderungssperre für das Gelände. Damit solle insbesondere die „Rosinenpickerei“ verhindert werden, wie der Bürgermeister erklärte. Klar ist nämlich, dass auf dem freien Gartengelände zur Frankenstraße hin sicherlich einfacher ein Bauprojekt zu realisieren ist als im Denkmalgeschützten Bereich auf der Hauptstraßenseite.
Was genau auf dem Gelände entstehen kann, muss jetzt das Bebauungsplanverfahren zeigen. „Ob es viel bringt ist eine andere Frage“, äußerte Heimo Linse (Grün-Alternative-Liste) seine Bedenken. Vor allem müsse ein Investor gefunden werden, betonte er und regte an, notfalls nur den denkmalgeschützten Torbogen „als Attrappe“ stehen zu lassen.
Einst Gasthaus und Metzgerei im Ortszentrum
Gebäudegeschichte über 200 Jahre alt – Inzwischen neigt sich der Giebel
Angelbachtal. (ram) Zwar nagt seit Jahren der Zahn der Zeit an den historischen Gebäuden in der Hauptstraße, doch in den rund zwei Jahrhunderten davor gehörten sie zum Mittelpunkt von Eichtersheim.
Der linke Gebäudeteil, auch als Haus Krotz bekannt, wurde wie das rechte Gasthausgebäude 1779 erbaut. Baulich sind die Gebäude voneinander getrennt, stehen aber eng zusammen und haben ein gemeinsames Eingangstor. Das Haus Krotz hat einen sehr tiefen Keller während der „Hirsch“ nicht unterkellert ist. Die Scheune im hinteren Gebäudeteil stammt aus dem Jahr 1883, das aus kleinen Backsteinen gemauerte Schlachthaus wurde 1911 gebaut.
Interessant war die unterschiedliche Aufteilung des Stockwerkseigentums: Der tiefe Keller unter dem Haus Krotz war der Bierkeller des Gasthauses Hirsch, auch die Metzgerei der Familie Teichmann, der das Gasthausgebäude gehörte, lag in diesem Gebäudeteil. „Anscheinend haben sich die komplizierten Eigentumsstrukturen über Jahrhunderte durch Erbteilung herausgebildet“, vermutet Hauptamtsleiter Diethelm Brecht im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Metzgerei wurde Anfang der 90er Jahre geschlossen, im Jahr 1994 gingen dann auch in der Gaststätte die Lichter aus. Eine Heizung gibt es im Gebäude nicht, was die Verschlechterung der Bausubstanz in den letzten Jahren des Leerstandes begünstigte. Inzwischen neige sich bereits der Giebel, bestätigte Bürgermeister Frank Werner in der Ratssitzung.