Teilen via:

Aus der Gemeinderatssitzung vom 19.10.2020: „Löwe-Abriss“ und Kreiselbau könnte im kommenden Jahr beginnen

Entwurfsplanung wurde im Gemeinderat vorgestellt und nächste Schritte beschlossen – Gesamtkosten: 1,3 Millionen Euro – Kreuzung muss sechs Monate gesperrt werden

Angelbachtal. (ram) Die Umgestaltung des Verkehrsknotens in der Michelfelder Ortsmitte, beim ehemaligen Gasthaus „Löwen“ nimmt Fahrt auf: Bei einer Gegenstimme stimmten die Bürgervertreter mehrheitlich für den Bau eines Mini-Kreisverkehrsplatzes und damit gleichzeitig für den Abriss des seit über zehn Jahre leerstehenden Gasthauses „Löwen“. Vorgestellt wurde zuvor die Entwurfsplanung für Fahrbahnführung und Parkplätze, jetzt sollen dem Beschluss zufolge Ingenieurverträge für die Planung der Bauarbeiten abgeschlossen werden.
„Das Thema beschäftigt uns schon geraume Jahre“, hatte Bürgermeister Frank Werner eingangs erklärt und auf die Unfallhäufungsmeldung der Polizei für die Kreuzung der Landesstraße 551, der Kreisstraße K4177 und der Luisenstraße verwiesen. Ein 2018 in Auftrag gegebenes Gutachten spreche davon, dass die Kreuzung nur „eingeschränkt leistungsfähig“ sei. Gleichzeit gab Werner einen Einblick in die Kosten für das Projekt, welches er mit einem Gesamtaufwand von 1,3 Millionen Euro bezifferte. Da es sich um Landes- und Kreisstraßen handle, und dort auch das hauptsächliche Verkehrsaufkommen fließe, übernehmen diese die Kosten für den Kreiselbau. Rund 624.000 Euro verbleiben allerdings bei der Gemeinde, da in diesem Bereich auch die über 100 Jahre alte Wasserleitung und der Kanal erneuert werden, außerdem sollen auf der Restfläche des Löwen-Geländes einige Parkplätze entstehen.
Mirco Büchler vom Sinsheimer Ingenieurbüro Willaredt ging auf die Details der Planung ein. Mit einem Durchmesser von 21 Metern werde der Kreisverkehr vergleichbar sein wie der beim Kino in Sinsheim oder am Freibad. Die Fahrbahnbreite sei mit 4,25 Metern geplant. Damit auch große Lastwagen den Kreisel passieren können, werde sowohl der Innenbereich wie auch die Fahrbahnteiler überfahrbar gestaltet. Um die Fahrbahnführung samt Gehwegen realisieren zu können, benötige man rund 91 Quadratmeter vom „Löwen“-Gelände. Auch auf der gegenüberliegenden Seite benötige man 20 Quadratmeter vom Volksbank-Gelände, welches an dieser Stelle als Grünfläche angelegt ist. Der vorhandene Zebrastreifen solle barrierefrei ausgebaut werden, und zwei weitere an den Kreiseleinfahrten der Karlstraße und der Wilhelmstraße hinzukommen.
Auch auf den Zeitplan ging der Ingenieur ein: Die Detailplanungen könnten bis Ende Januar 2021 abgeschlossen sein und damit die Ausschreibungen beginnen. Eine Vergabe der Arbeiten wäre dann im März möglich, bereits einen Monat später könnten die Bagger anrücken. Die Bauzeit schätzte Mirco Büchler auf sechs Monate und fügte hinzu: „Die Maßnahme wird ohne eine Vollsperrung des Knotens nicht möglich sein.“
Auf die Planung der Restfläche des ehemaligen „Löwen“ ging Karin Haug vom Landschaftsarchitekturbüro Volker Boden ein. In verschiedenen Varianten beschrieb sie, dass auf der Restfläche zwischen sechs und neun Parkplätze realisiert werden könnten, außerdem ein kleiner Grünbereich am Kreisel samt Sitzbank möglich wäre. Entscheidend sei die Frage, ob auch das Nachbargebäude der Gaststätte, in dem derzeit Flüchtlinge leben, abgebrochen werde. Dies verfüge über eine deutlich bessere Bausubstanz als das ehemalige Gasthaus, war in der anschließenden Diskussion zu erfahren. Verschiedene Räte sprachen sich für den Erhalt aus, gleichzeitig machte sich Werner Müller (BV/CDU) für einen möglichst großzügigen Parkplatz stark.
Zahlreiche Räte, darunter Karl Kern (Freie Wähler) lobten die Planungen: „wertet den Ortsteil Michelfeld deutlich auf“ fasste Lukas Del Monego (Junge Liste) zusammen, Fraktionskollege Sascha Bertich sprach von der heute „gefährlichsten Kreuzung“ im Ort, verwies aber darauf dass keine großen Grünflächen mit Sitzbänken am Fahrbahnrand gebraucht würden. Direkt gegenüber liege der Michelfelder Schlosspark.
„Der muss jetzt weg!“ sagte Jürgen Lutz (Freie Wähler) mit Blick auf den „Löwen“, bei der sich bereits das Dach senke. Roland Lang (Junge Liste) hinterfragte die Geräuschentwicklung bei Überfahren des geplanten Granitpflasters durch LKW. Dies werde bei der geringen Geschwindigkeit keine wesentliche Belastung darstellen, erklärte Mirco Büchler. Markus Haaß hinterfragte die überfahrbaren Ränder, die nicht zu einer Gefahr für die Fußgänger werden dürften.
Deutliche Kritik am Gesamtprojekt äußerte als einziger Bürgervertreter Christoph Haag (Grün-Alternative Liste). Der dörfliche Charakter gehe völlig verloren, meinte er und fügte hinzu, er spreche für die Bürger, die den Löwen gerne erhalten würden. Ein Unfallschwerpunkt sei die Kreuzung nicht, erklärte er seine Sicht: „Mir stinkt es, dass alles für den Verkehr geopfert wird“, sprach von „Autobachtal“ und fragte, ob der Kreisel nicht aufs Volksbankgelände verlegt werden könnte. „Das will ich nicht so stehen lassen“ meldete sich Lukas Del Monego noch einmal zu Wort und appellierte an den „gesunden Menschenverstand“. Der Ortskern müsse weiterentwickelt werden, für das alte Gasthaus an der Straßenkreuzung sei keine Nutzung in Sicht.
Vorgestellt und diskutiert werden sollen die Kreiselpläne auch bei der Bürgerversammlung am 26. Oktober in der Sonnenberghalle. Die Sanierung der Sporthalle beim Sportplatz Michelfeld steht ebenfalls ab 19 Uhr auf der Tagesordnung.


Zurück