Telekom plant den Ausbau für schnelles Internet in 70 Prozent der Straßen – Kritik, weil vorhandene Leerrohre nicht genutzt werden
Angelbachtal. (ram) Bisher sind nur einzelne Straßen oder Neubaugebiete in Angelbachtal mit schnellem Internet über Glasfasern versorgt. Meist wird über die Kupfer-Telefonleitung oder das Fernsehkabel mit ebenfalls hohen Datenraten im „World Wide Web“ gesurft. Dies könnte sich in den nächsten Monaten ändern, wie ein Flyer der Telekom Deutschland in den letzten Tagen zahlreichen Einwohnern offenbarte.
Und auch Bürgermeister Frank Werner kennt das Vorhaben: Den Gemeinderat informierte er, dass rund 70 Prozent des Gemeindegebietes direkt ans Glasfasernetz angeschlossen werden soll. Dazu müssen in fast allen Gehwegen Gräben gezogen und zahlreiche Verteiler aufgestellt werden.
Allerdings: Überall dort wo in den letzten Jahren Baumaßnahmen stattfanden, beispielsweise in der Eichtersheimer Hauptstraße oder beim Kreisverkehr in der Michelfelder Ortsmitte wurden von der Gemeinde bereits Leerrohre für Glasfaser verlegt, so dass dort nicht mehr gegraben werden müsste. „Diese will die Telekom aber nicht nutzen“, erklärte der Bürgermeister. Kritik an der Telekom gab auch aus dem Rat: Lukas Del Monego (Junge Liste) monierte, dass nicht alle Straßen ausgebaut werden sollen, Heimo Lise (Bunte Liste) hinterfragte den Ausbau in den Gewerbegebieten. Hier sei offensichtlich nur ein teilweiser Ausbau geplant, wie Hauptamtsleiter Diethelm Brecht ausführte, der die Gespräche mit der Telekom führt.
Bürgermeister Frank Werner erklärte jedoch, dass danach zumindest alle Straßen über schnelles Internet verfügen könnten, wenn auch nicht alle über Glasfaser. Aber zum Vorhaben des Telefonanbieters, die Gemeinde-Leerrohre nicht nutzen zu wollen, fand er in öffentlicher Sitzung deutliche Worte. Schließlich wurde in den vergangenen Jahren in enger Abstimmung mit dem kommunalen Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar Glasfaserinfrastruktur „von etwa einer Million Euro in Angelbachtal verlegt, die jetzt in weiten Teilen quasi nutzlos untergehen“, so der Bürgermeister, der dabei von „einer ungeheuerlichen Verschwendung von Steuermitteln“ sprach. „Schade, dass sich die Telekom als halbstaatliches Unternehmen so verhält.“
Die Verhandlungen zu den Leerrohren laufe jedoch noch, so der Bürgermeister, der von hohen Kosten spricht, mit denen die Gemeinde in Vorleistung getreten sei. Vor allem gehe es aber darum, die erst vor wenigen Jahren erneuerten Gehwege nicht wieder aufzureizen.
Eine Pressemitteilung der Telekom zum Ausbauvorhaben gibt es unterdessen noch nicht. Auf der Internetseite, auf der man auch die Glasfaserverfügbarkeit für eine bestimmte Adresse prüfen kann heißt es: „Wenn Sie heute bestellen, wird der Glasfaser-Ausbau an Ihrer Adresse voraussichtlich im Zeitraum von Anfang April 2025 bis Ende Januar 2026 erfolgen.“
Für die Gemeinde hat der Ausbau aber auch einen positiven Effekt, der in der Ratssitzung nicht konkret zur Sprache kam: Die Kosten des geplanten Glasfaserausbaus trägt die Telekom, in die Gemeindekasse muss nicht gegriffen werden, bestätigte der Bürgermeister unserer Zeitung.