Schon die Rohbauarbeiten sorgen für Verzögerungen
Ehrgeiziger Kindergarten-Erweiterungsplan dürfte nicht zu halten sein – Große Handwerkernachfrage sorgt auch für höhere Preise
Von Ralf März
Angelbachtal. (ram) „Die Rohbauarbeiten laufen leider nicht wie vom zeitlichen Rahmen her geplant“, muss Bürgermeister Frank Werner mit Blick auf die Erweiterung und Sanierung des Kindergartens „Am Sonnenberg“ feststellen. Im Dezember waren die beiden Gruppen aus dem Kindergarten im Erdgeschoss der Sonnenbergschule in zwei Klassenzimmer umgezogen, quasi gleichzeitig wurden die Fenster der Gruppenräume entfernt und die Rohbauarbeiten gestartet. Auch die Schulküche wurde ausgebaut, denn auch in diesem Raum soll ein Kindergarten-Gruppenraum entstehen. Insgesamt wird mit der Erweiterung – für die auch ein Anbau ans Schulgebäude notwendig ist – die Kapazität des Kindergartens verdoppelt werden.
Der Zeitplan war von Anfang an ehrgeizig, bis zum Jahresende 2018 wollte man fertig sein, so Bürgermeister Frank Werner auf Nachfrage unserer Zeitung. Aufgrund der schleppenden Rohbauarbeiten habe man inzwischen schon mehrere Wochen Verzug.
Wie hoch die Auslastung der Baufirmen und Handwerker derzeit ist, zeigte sich eindrucksvoll bei der Auftragsvergabe der Fenster- und Verglasungsarbeiten in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Sechs Firmen hatten im Rahmen der Ausschreibung ein Angebot für die Fenster aus einer Holz-Alu-Konstruktion abgegeben. Für rund 91.000 Euro vergab der Gemeinderat wie gesetzlich vorgeschrieben an den wirtschaftlichsten Bieter, die Firma Fenster- und Fassadentechnik Jürgen Lampert aus Kaltensundheim. Das höchste der sechs Angebote war knapp 100.000 Euro teurer. Für Architekt Karl Ströhle, der die Angebote verglichen hatte, inhaltlich jedoch gleichwertig. Ein Zeichen, dass viele Firmen derzeit einfach gut ausgelastet oder gar überlastet seien, stellte auch der Gemeinderat fest.
Vergeben wurden auch Zimmer- und Holzbauarbeiten sowie Klempnerarbeiten. Diese erstrecken sich nicht nur auf die Dachrinnen, sondern auch auf die Dacheindeckung, die im Bereich des Anbaus als graues Blechdach ausgeführt werden soll. Die wenigen geschlossenen Fassadenteile zwischen den großen Fensterflächen werden, so der Beschluss des Rates, in rotbrauner Farbe gehalten. Damit solle der Kindergarten farblich eine Einheit mit dem Schulhaus bilden, erklärte Architekt Karl Ströhle seinen Vorschlag.
Die Kosten für die Sanierung und Erweiterung wurden auf knapp 1,7 Millionen Euro geschätzt. Schon bei den ersten Auftragsvergaben im Dezember machte sich die hohe Auslastung der Firmen bemerkbar, zahlreiche Angebote lagen über den kalkulierten Kosten. Glücklicherweise setzte sich dies nicht bei allen inzwischen vergebenen Gewerken fort, so Bürgermeister Frank Werner. Aktuell liegen die Mehrkosten über alle vergebenen Arbeiten bei knapp 50.000 Euro.
Notwendig wurde die Kindergartenerweiterung, weil das Eintrittsalter der Kinder in Krippe oder Kindergarten immer weiter sinkt: Wurden im Jahr 2013 in Angelbachtal noch 73 Prozent der Kinder erst mit drei Jahren in den Kindergarten gegeben, so waren es im Jahr 2017 nur noch rund 37 Prozent, über 60 Prozent der Kinder besuchen also bereits ab einem oder zwei Jahren die Kinderkrippe oder eine altersgemischte Kindergartengruppe.
Dieser Trend werde sich weiter fortsetzen, wie Hauptamtsleiter Diethelm Brecht im Rahmen der Beschlussfassung zur Kindergartenerweiterung im vergangenen Jahr ausgeführt hatte. Bis zum Jahr 2021 rechnet er, dass 83 Prozent der Kinder vor ihrem dritten Geburtstag eine Betreuungseinrichtung besuchen werden. Die Folge: Durch die längere Verweildauer im Kindergarten werden mehr Plätze benötigt. Konkret nannte der Hauptamtsleiter für Angelbachtal einen Bedarf von 48 Plätzen für Kinder unter drei Jahren bis zum Jahr 2020, vorhanden seien aktuell 31.
Gerade diese Krippenplätze sollen dann im Kindergarten „Dorfmitte“ entstehen, die beiden Gruppen mit Kindern ab drei Jahren von dort in den erweiterten Kindergarten „Am Sonnenberg“ umziehen.