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Aus der Gemeinderatssitzung vom 07.02.2022: Geplantes Bauprojekt sorgt für kräftige Diskussion im Gemeinderat

Wenn die gewünschte Nachverdichtung zu Massiv erscheint…
…ist auch im Gemeinderat guter Rat teuer – Ortsbesichtigung soll für Klarheit sorgen – Nachbar fürchtet stärkere Beschattung

Von Ralf März

Angelbachtal. (ram) Wenn es um die Ausweisung neuer Baugebiete am Ortsrand ging, wurde als Alternative in der Vergangenheit immer gerne auch nach innerörtlicher Verdichtung gerufen. Dort hat sich in den letzten Jahren in Angelbachtal eine ganze Menge getan. Doch es zeigt sich auch, dass nicht alle davon begeistert sind, wenn große Grundstücke deutlich massiver bebaut werden, als sie es bisher waren. Oder wenn Jahrzehnte alte Gärten bebaut werden und die Nachbarn nun statt ins Grüne auf eine Hauswand blicken.
Mit einen ähnlichen Fall musste sich jetzt der Gemeinderat befassen und aus städtebaulicher Sicht entscheiden, ob sich die Planungen des Bauherren in die Umgebung einfügen. Wie Bauverwaltungsleiter Daniel Oestrich erklärte, möchte der Eigentümer mit seinem Antrag auf Bauvorbescheid klären lassen, ob das Gebäude in der Bruchsaler Straße 4a deutlich umgebaut und erweitert werden kann. Derzeit liegen dort die Geschäftsräume des weithin bekannten Jeans-Fachgeschäfts Mack, im hinteren Gebäudebereich wohnt die Eigentümerfamilie und betreibt dort ein Werbestudio. Daran soll sich auch in Zukunft wenig ändern, schildert Ralf Mack seine Planungen auf Nachfrage unserer Zeitung. Sowohl das Bekleidungsgeschäft wie auch das Werbestudio sollen erhalten bleiben, das Gebäude allerdings deutlich umgebaut und erweitert werden.   
Bei der Planvorstellung im Gemeinderat sprach der Bauverwaltungsleiter von acht geplanten Wohneinheiten und 16 Stellplätzen, teilweise in einer Garage. Straßenseitig sei das Gebäude Dreigeschossig geplant, eine Penthouse-Wohnung mit Dachterrasse bildet zurückgesetzt ein viertes Geschoss. Vorgesehen seien durchweg Flachdächer, die laut Bauherr auch begrünt werden sollen. Die Firsthöhe würde bei rund zwölf Metern liegen, rund drei Meter höher als das heutige Satteldach, wie Daniel Oestrich ausführte. Allerdings finden sich auf der gegenüberliegenden Seite der Bruchsaler Straße mit „Heckerzentrum“ oder Sparkasse und etwas weiter auch mit der neuen Volksbank und danebenliegenden Wohngebäude ähnliche Gebäudehöhen und Gestaltungen. Das „Heckerzentrum“ sei rund 1,2 Meter höher als die Planungen gegenüber.
Dennoch hatte ein direkt angrenzender Nachbar in einer Stellungnahme Bedenken vorgebracht, er fürchtet nicht zuletzt deutlich mehr Schatten auf seinem Grundstück. Auch die Gemeinderäte sahen das Vorhaben in einer ausgiebigen Debatte durchaus kritisch. Bauverwaltungsleiter Daniel Oestrich hatte der Beratung vorausgeschickt, dass es sich „zweifelsohne um umfangreiche Nachverdichtung“ handle und an die oberen Grenze gehe, aber durchaus genehmigungsfähig wäre. Zwar war auch von geringfügigen Überschreitungen der Grenzabstände die Rede, doch diese hätten sich erst bei Vermessungen gezeigt, als die Planentwürfe bereits fertig waren, erklärte der Bauherr gegenüber unserer Zeitung. Wenn das Vorhaben umgesetzt werde, sollen alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Im Gemeinderat war es auch vor allem die Massivität, die für Stirnrunzeln sorgte. „Ich bin hin- und hergerissen“ erklärte beispielsweise Frank Reinbold (SPD). Mehrfach wurde in der Diskussion auch verdeutlicht, dass „Nachverdichtung das ist, was wir wollen“, fasste beispielsweise Sascha Bertich (Junge Liste) zusammen, der wie andere Bürgervertreter vor allem ein Nachjustieren hinsichtlich der Höhe forderte. Man sei offen für solche Projekte, so Bertichs Fraktionskollege Roland Lang: „Nur nicht an dieser Stelle.“ Lukas Del Monego (Junge Liste) fand mahnende Worte an seine zahlreichen Vorredner, denn man könne nicht Nachverdichtung propagieren und sie dann zurückweisen, erklärte er sinngemäß. Zuvor hatte er geäußert, dass sich das geplante Gebäude durchaus in die Bruchsaler Straße einfügen könnte.
Entschieden wurde nach einer knappen Stunde jedoch praktisch nichts: Einstimmig nahmen die Bürgervertreter den Antrag von Werner Müller (BV/CDU) zur Durchführung einer Ortsbesichtigung an und vertagten die Beratung.
Die Entscheidung, ob das geplante Gebäude wie vorgesehen gebaut werden kann, liegt hauptsächlich beim Baurechtsamt in Sinsheim. Selbst wenn der Angelbachtaler Gemeinderat das Einvernehmen verweigert, kann dort grünes Licht gegeben werden, wenn man dort zu einer anderen Beurteilung kommt.
Der Bauherr äußerte sich unterdessen gegenüber der RNZ kompromissbereit hinsichtlich der Planungen. Allerdings habe man sich bereits viele Gedanken gemacht, und müsse durchaus die Wirtschaftlichkeit im Blick behalten. Somit könne man nicht einfach auf das obere Geschoss verzichten, so Ralf Mack.

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