Die Rathaussanierung könnte zur „Dekadenaufgabe“ werden
Gemeinderat genehmigte Finanzhaushalt – Architektenbüro soll Sanierungskonzept für Wasserschloss erarbeiten
Von Ralf März
Angelbachtal. (ram) Gleich mehrere richtungsweisende Entscheidungen traf der Gemeinderat am Montagabend einstimmig und ohne große Diskussion.
Der Finanzhaushalt der Gemeinde und der Wasserversorgung für das Jahr 2020 war bereits im Februar von den Bürgervertretern vorbereitet worden (wir berichteten). Ohne weitere Aussprache passierten die Zahlenwerke jetzt die Abstimmungen. Vorgesehen sind unter anderem Investitionen in Höhe von knapp 3,9 Millionen Euro, finanziert über geplante Bauplatzverkäufe (rund 1 Million Euro) und eine Rücklagenentnahme von etwa 2,1 Millionen Euro. Somit schmelzen die Rücklagen auf nur noch rund 2 Millionen Euro, jedoch soll auch die Verschuldung leicht sinken. Den Planungen zufolge soll diese zum Jahresende bei 1,259 Millionen Euro liegen, was etwa 247 Euro je Einwohner entspricht. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Verschuldung lag im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2018 bei 541 Euro je Einwohner.
Vor der Abstimmung hatte Bürgermeister Frank Werner noch einmal betont, dass es sich beim Haushaltsplan um keine Entscheidung im Einzelfall handle, sondern lediglich die Finanzmittel bereitgestellt werden.
Der Förderantrag des Angelbachtaler Musikvereins zur finanziellen Unterstützung bei der Anschaffung neuer Uniform-Westen und Softshell-Jacken wurde ebenfalls einstimmig genehmigt. Rund 9000 Euro soll die neue Kleidung kosten, die entsprechend der Förderrichtlinien der Gemeinde mit 30 Prozent bezuschusst wird (2700 Euro). Insgesamt 50.000 Euro an Vereinsfördermittel seien im laufenden Jahr im Haushalt vorgesehen, erklärte Rechnungsamtsleiter Peter Horsinka.
Mit der Erstellung eines Sanierungskonzepts zur Sanierung des Wasserschlosses Eichtersheim beauftragten die Bürgervertreter das Stuttgarter Büro „Schlude Ströhle Richter BDA“ welches bereits die Sonnenberghalle, das Feuerwehrgerätehaus und die Kindergartensanierung und -erweiterung geplant hatte.
Seit dem Jahr 1980 beherbergt das Schloss aus dem 16. Jahrhundert die Gemeindeverwaltung, den Angelbachtaler Polizeiposten und auch ein Restaurant. Von „erheblichen Mängeln“ sprach Bürgermeister Frank Werner: Bei Schlagregen quelle das Wasser durch sein Bürofenster, aber auch im Bereich der Technik, Elektro- und Sanitärinstallation sei eine umfassende Erneuerung notwendig. Die Sanierung bezeichnete Werner als „Dekadenaufgabe“, denn er rechne damit, dass das nächste Jahrzehnt daran zu arbeiten sei. Förderung von insgesamt 50 Prozent der Kosten bekommt die Gemeinde über das Landessanierungsprogramm, welches seit dem Jahr 2014 auch Gelder für private Maßnahmen vorsieht. Der Fördersatz berücksichtige bereits den Denkmalschutz, beantwortete Werner die Frage von Gemeinderat Werner Müller, der sich noch an die Sanierung im Jahr 1980 erinnerte: „Damals gab es eine 75 Prozent-Förderung.“
Die Referenzen des Architektenbüros in Sachen historischer Bauten hinterfragte Heimo Linse und wies darauf hin, das „damalige Denken der Baumeister“ bei der Sanierung zu berücksichtigen.
Karl Kern erkundigte sich nach den Sanierungs-Schwerpunkten, welche erst über das Sanierungskonzept erarbeitet werden sollen, so der Bürgermeister. Wünschenswertes müsse grob umrissen werden, gab Markus Haaß zu bedenken und Helmut Schleckmann bat darum, im Bereich des Kellers keine weitere Nutzung vorzusehen. Dieser stand bereits zwei Mal unter Wasser, erklärte er. Hierzu war große Einigkeit zu erkennen, auch wenn es um derartige Entscheidungen erst später gehen wird.
Auch einen wagen Kostenausblick gab der Bürgermeister, als er betonte, dass aufgrund der angeheizten Konjunktur im Baugewerbe 1000 Euro pro Kubikmeter umbauter Raum vermutlich nicht ausreichen würden. Das Wasserschloss bezifferte er mit 5000 Kubikmeter Raum.
Zur Sanierung des Hecker-Geburtshauses vergaben die Bürgervertreter die Architektenleistungen an das Büro Berthold Mayer aus Sinsheim. Bereits im vergangenen Herbst hatte sich der Rat grundsätzlich für die Sanierung der rechten Haushälfte und der Fassade ausgesprochen. 650000 Euro sind für die Maßnahme am denkmalgeschützten Gebäude vorgesehen.