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Im September begibt man sich auf Friedrich Heckers Spuren

Gemeinderatsdelegation reist in die USA – Eichtersheimer Freiheitskämpfer musste 1848 fliehen

Angelbachtal. (ram) Eine große Reise plant der Gemeinderat derzeit: Wie Bürgermeister Frank Werner in der jüngsten Ratssitzung bekanntgab, soll es im September eine „Partnerschaftsreise“ zu den Nachfahren von Friedrich Hecker in die Vereinigten Staaten geben. 
Der wohl bekannteste Sohn der damaligen Gemeinde Eichtersheim wurde im Jahr 1811 im Rentamt neben dem Schlosspark der Freiherren von Venningen geboren. Seine Jugend verbrachte der Sohn von Wilhelmina und Rentamtmann Josef Hecker im Kraichgau, später besuchte er das Gymnasium in Mannheim und studierte in Heidelberg 1830 bis 1834 Jura, arbeitete ab 1838 als Anwalt. Zehn Jahre später machte er sich für die Demokratiebewegung stark, Petitionen beim Karlsruher Landtag hatten Erfolg, beim Frankfurter Vorparlament scheitere er jedoch im April 1848 mit seinen revolutionären Vorhaben.
Enttäuscht von den Frankfurter Demokraten unternahmen Friedrich Hecker und Gustav Struve anschließend von Konstanz aus einen bewaffneten Aufstand. Von 30 bis 50 Mann wuchs der Zug auf 800 Teilnehmer an, in Kandern im Südschwarzwald wurden diese jedoch von Truppen des Deutschen Bundes in die Enge gedrängt. Das Gefecht forderte mehrere Menschenleben. Zunächst floh Hecker danach in die Schweiz, als ihm später in Straßburg die Abschiebung drohte, beschloss er im September 1848 in die USA zu emigrieren. Auch dort engagierte er sich ebenfalls politisch und beim Militär. 1881 starb Hecker in Illinois (USA).
„Wir werden verschiedene Stationen des Lebens von Friedrich Hecker in den USA besuchen“ erklärte Bürgermeister Frank Werner im Gespräch mit unserer Zeitung zur geplanten Reise. Da Angelbachtal im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden keine Partnerstadt hat, kommt es praktisch erstmalig zu einem solchen Auslandsbesuch. Zwölf der 14 Gemeinderäte hätten sich angemeldet, teilweise auch mit der Familie an der achttägigen Reise teilzunehmen. Insgesamt wird die Reisegruppe aus dem Kraichgau 26 Teilnehmer umfassen. Derzeit buche man die Flüge, so der Bürgermeister.
Per Direktflug geht es von Frankfurt nach St. Louis, wo die Gruppe bei einem Willkommenstreffen von den Hecker-Nachfahren begrüßt werden. Auch die Hecker-Autorin Prof. Dr. Sabine Freitag wird dort für vier Tage zur Reisegruppe dazustoßen. Dann beginnt ein sportliches Programm mit vielen Stationen, so Werner. Ein Besuch an Heckers Grab, die Besichtigung des Gustave Koerner-Hauses (ebenfalls deutscher Auswanderer für Hecker eine wichtige Verbindung zu Präsident Lincoln) sowie ein Kurzbesuch im Dorf Hecker. Einen Tag später geht es zur Einweihung des restaurierten Hecker-Monument im Beton Park in St. Louis. 
Über 500 Kilometer entfernt liegt die nächste Station, zu der es per Bus gehen soll. In Cincinnati gibt es nach einem Empfang auch eine Stadtführung, später geht es zu einer imposanten Hecker-Skulptur. 
Den großen Teil der Kosten trägt die Reisegruppe selbst, erklärt der Bürgermeister. Die Gemeinderäte erhalten jedoch einen Zuschuss aus der Gemeindekasse. Dieser bewege sich insgesamt im niedrigen fünfstelligen Bereich. Die Begleitpersonen zahlen ihre Reise selbst. 
Wünschen würde sich Werner, wenn die Verbindung zu den Hecker-Nachfahren und der Region im mittleren Westen der USA ausgebaut werden könnte. Besuche der großen Heckerfamilie in Deutschland hatte es bereits gegeben: Im Jahr 1998 war diese anlässlich des 150. Jubiläums der Badischen Revolution und 25 Jahre später, im Jahr 2023 erneut nach Angelbachtal gekommen. „Der Gegenbesuch ist also längst schon fällig.“
 

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