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Glasfaserausbau erhitzte die Gemüter in Rat und Bürgerschaft 

Von „digitaler Spaltung“ und „volkswirtschaftlichem Wahnsinn“ –70 Prozent der Haushalte erhalten ein Leerrohr für schnelles Internet aus Grundstück

Von Ralf März

Angelbachtal. (ram) Gleich zwei Mal stand diese Woche das Thema Glasfaserausbau für schnelles Internet auf Tagesordnungen der Gemeinde. Ausgiebig diskutiert und nicht an Kritik gespart wurde im Rathaus bei der Gemeinderatssitzung am Montag, bei der Einwohnerversammlung am Mittwoch wurden die Bürger über die Planungen und Möglichkeiten informiert. Rund 100 Einwohner waren dazu in die Sonnenberghalle gekommen.
Telekom-Regionalmanagerin Ana Pia Engel stellte bei beiden Sitzungen den geplanten Glasfaserausbau vor und verwies insbesondere auf die deutlich höheren Datenraten als bei den aktuell vorhandenen Kupferleitungen. Gebaut und betrieben wird das Glasfasernetz von der GlasfaserPlus GmbH, einer Tochter der Telekom. Verantwortlich für die Vermarktung an die Kunden und die Kommunikation mit der Gemeinde sei die Telekom, so Engel. 
Die Baufirma stehe in den Startlöchern, betonte die Regionalmanagerin bei ihrem Vortag in der Sonnenberghalle, der Zeitplan sehe vor, noch im April mit den Ausbauarbeiten zu starten. Ein großer Ortsplan ließ erkennen, dass im Ausbaugebiet nahezu jeder Gehweg geöffnet werden muss. Abgeschlossen werden könnte der Ausbau zum Jahresende 2026, so Engel.
Grundsätzlich werde in jedes Grundstück ein kleines Leerrohr gelegt, um zu vermeiden, dass die Bürgersteige nach dem Ausbau nochmals geöffnet werden müssen. Schließe man bei den aktuellen Angeboten einen Vertrag mit der Telekom ab, so werde das Leerrohr kostenlos bis ins Haus verlegt, und innerhalb des Gebäudes die entsprechenden Abschlussdosen installiert. 
Bürgermeister Frank Werner erklärte, dass die Gemeinde den Ausbau begrüße, es handle sich um die Übertragungstechnologie der Zukunft. Allerdings unterstrich er, dass man den Ausbau für die Gesamtgemeine wolle und ging hier auf einen der beiden Konfliktpunkte mit der Telekom ein. Diese plant den Netz-Ausbau nur auf der westlichen Seite des Angelbachs, so dass nur etwa 70 Prozent der Haushalte die Möglichkeit hätten, einen schnellen Netzanschluss zu bekommen. 
Für großes Unverständnis sorgte bei Bürgern und Gemeinderäte die Tatsache, dass die im Zuge der Straßensanierungen beispielsweise in der Hauptstraße von der Gemeinde verlegten Leerrohre nicht von der Telekom genutzt werden. Lediglich in der Brunnen- und Friedhofstraße konnte die Nutzung vereinbart werden. Als Grund nennt der Netzbetreiber andere Rohrdurchmesser und ein anderes technisches System. Werner sprach von rund einer Million Euro, die von der Gemeinde „vergaben wurde“ und „fast komplett futsch“ sei. Als „volkswirtschaftlichen Wahnsinn“ bezeichnete er dies, verwies auf verschiedene Gespräche, um zu intervenieren. Rechtlich können von der Gemeinde jedoch nicht verhindert werden, dass über den wenige Jahre alten Leerrohren in den neu gemachten Gehwegen erneut gegraben werde, erklärte der Bürgermeister. 
Immer wieder werde auf den Investor verwiesen, kritisierte Lukas Del Monego (Junge Liste) im Gemeinderat, sprach von „hoppladihopp“ was die Planung und Information der Einwohner angehe. Fraktionskollege Nico Heinrich warnte aufgrund des unvollständigen Ausbaus vor der „digitalen Spaltung“ in der Gemeinde. Kritik gab es dazu auch in der Einwohnerversammlung. 
Dabei meldete sich auch ein Bürger zu Wort, der sich bei der Sanierung der Wilhelmstraße vor einigen Jahren bereits ein Leerrohr ins Haus legen ließ, und von rund 900 Euro an Kosten sprach, die nun vermutlich unnötig waren. 
Doch neben Kritik gab es bei der Einwohnerversammlung vor allem technische Fragen, beispielsweise zu den Leerrohrdurchmessern zur Verlegung innerhalb des Hauses. Ein Bürger erkundigte sich auch, wie das Grundstück nach Abschluss der Arbeiten aussehen. Hier werde alles wieder in den Ursprungszustand versetzt, erklärte Engel. Teilweise können die Leerrohre ohne große Erdarbeiten mittel „Erdrakete“ eingeschossen werden. 
Die Frage einer Bürgerin, wo man erfahren könne, wann welche Straße ausgebaut werde, blieb nach gut einer Stunde mit Informationen zum Glasfaserausbau offen. Aktuell sei noch nicht klar, wo die Bauarbeiten beginnen und in welcher Reihenfolge die Straßen erschlossen werden, war zu erfahren.

Die Telekom hat eine Informationsseite ins Netz gestellt:https://t-glasfaserinfo.de/presentation/Angelbachtal 

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