Konspiratives Netzwerk der Demokraten
Friedrich Hecker, das ist bekannt, war 1848 als Revolutionär gescheitert. Doch weitaus bedeutender als sein Versuch, mit Waffen eine freie Republik in Deutschland zu errichten, war seine sechsjährige Arbeit im badischen Parlament, der Zweiten Kammer in Karlsruhe. Hier leistete er nicht zuletzt wertvolle Aufklärungsarbeit, um im badischen Volk den Wunsch nach Freiheit und Demokratie fest zu verankern
Kaum jemand weiß aber um Heckers Mitarbeit in einem einflussreichen Netzwerk oppositioneller, demokratisch gesinnter Politiker und Intellektueller aus ganz Deutschland. In den Jahren vor der 1848er Revolution trafen sich in dem idyllisch gelegenen Weindorf Hallgarten am Rhein (bei Wiesbaden) alljährlich bis zu 40 Personen, darunter so bekannte Persönlichkeiten wie Robert Blum oder Hoffmann von Fallersleben, Dichter unseres Deutschlandliedes. Unter der Leitung Adam von Itzsteins, einem engen Freund und Politikerkollegen von Friedrich Hecker, koordinierten und synchronisierten sie Vorgehen und Aktionen gegen Fürstenwillkür und Reaktion in den deutschen Bundesstaaten. Von Polizei und Zensur misstrauisch beäugt, mussten diese Treffen heimlich, „konspirativ“ erfolgen. Trotzdem war der „Geist von Hallgarten“ von Optimismus, Zuversicht und Lebensfreude erfüllt. Und ohne Hallgarten hätte es das erste freigewählte deutsche Parlament, die Nationalversammlung in Frankfurt, vermutlich nicht gegeben.
Das Buch schildert in eindrucksvoller Weise Wesen und Handeln der „Hallgartener“, vorzugsweise aus der Perspektive Friedrich Heckers. Zwei weitere große Kapitel ergänzen diese Arbeit durch aufschlussreiche Informationen über die Eichtersheimer Familie Hecker und den „Mythos“, der Heckers Persönlichkeit bis heute umweht, beginnend 1848 mit seiner Emigration nach Amerika. Erneut spannende Lektüre vom Heimatforscher und Hecker-Experten Wolfgang Haaß für alle, die an deutscher Demokratiegeschichte interessiert sind.