Speierling
Sorbus domestica
Beschreibung
Der Speierling wächst als mittelgroßer, sommergrüner Baum. Er erreicht freistehend Wuchshöhen von bis zu 20 Metern, im Hochwald gelegentlich über 30 Meter, und kann als freistehender Einzelbaum Stammdurchmesser von über 100 Zentimeter erreichen. Einzelne Exemplare des Speierling können ein Alter von bis zu 400 Jahren erreichen, in Mitteleuropa allerdings meist deutlich weniger. Der Speierling bildet ein tiefreichendes Herzwurzelsystem.
Die Rinde ist rau. Der Speierling bildet bald eine rissige, an älteren Stämmen kleinschuppige, relativ dunkle graubraune Borke, die der eines Birnbaums ähnlich ist.
Die vergleichsweise großen, oft klebrigen Winterknospen sind stumpf eiförmig. Sie besitzen einige sich dachziegelartig überdeckende, grün glänzende, mehr oder weniger kahle, braunrandige Knospenschuppen.
Die Blütezeit liegt am Ende des Vollfrühlings im Mai bis Juni nach der Laubentfaltung. 35 bis 75, selten bis zu 80 Blüten stehen in endständigen, schirmrispigen Blütenständen zusammen.
Herkunft/Verbreitung
Sein Verbreitungsgebiet reicht von Süd- und Südosteuropa bis Kleinasien und Nordwestafrika.
In Deutschland ist der Speierling vor allem im Südwesten zu finden.
In den Jahren von 2010 bis 2013 sind die Vorkommen von zehn seltenen heimischen Baumarten in den deutschen Wäldern ermittelt worden, im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Projekts Erfassung und Dokumentation genetischer Ressourcen seltener Baumarten in Deutschland. Vom Speierling wurden dabei 2.500 Exemplare in natürlicherweise vorhandenen Beständen erfasst. Die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Exemplare des Speierlings findet man demnach in Baden-Württemberg und in Bayern.
Für Deutschland insgesamt gibt die Rote Liste der gefährdeten Pflanzenarten von 1996 Sorbus domestica nicht als gefährdet an. In Baden-Württemberg ist er in der Vorwarnliste; in Bayern sowie Rheinland-Pfalz gilt er als nicht gefährdet; eingestuft in Kategorie 4 = potentiell gefährdet ist er in Hessen sowie Thüringen; in Sachsen-Anhalt ist der Speierling in Kategorie 3 = gefährdet eingestuft; in Nordrhein-Westfalen ist er sehr selten.
In Deutschland gedeiht der Speierling im sommerwarmen und trockenen Eichen-Hainbuchen-Wald und Flaumeichen-Wald.
Verwendung
Der Speierling hat ein sandfarben bis rötliches – dem der Elsbeere sehr ähnliches – Splintholz und ein oft bräunlich abgesetztes, hartes und zähes Kernholz. Mit einem Trockengewicht von 0,88 g/cm³ (Darrdichte) ist es das schwerste europäische Laubholz. Es wird im Werkzeugbau und für den Bau von Musikinstrumenten (Dudelsäcke) geschätzt, zum Schnitzen und Drechseln verwendet, sowie als wertvolles Möbel- und Furnierholz (unter dem Namen "Schweizer Birnbaum") gehandelt.
Sowohl des festen schweren Holzes wie auch seiner – recht gerbstoffhaltigen – essbaren Früchte wegen war der Speierling im Mittelalter ein wichtiges Kulturgehölz. Er wird nur in wenigen Regionen noch oder wieder in Kultur genommen, vorwiegend zum Fruchtgewinn. Auch die Borke ist reich an Tanninen,[ und kann als Gerberlohe verwendet werden.
Der ausgesprochen tanninreiche Saft noch nicht vollreifer Früchte wird mancherorts bei der Herstellung von Apfelwein in geringen Mengen (1 bis 3 %) zugesetzt. Der so gewonnene klare, haltbare und herbe Apfelwein wird auch verkürzt „Speierling“ genannt und gilt als Spezialität im Frankfurter Raum. Dieser Speierling-Apfelwein ist nicht allzu häufig und seiner aufwendig vom Baum zu erntenden Zutat halber meist etwas teurer als der Standard.
Die Früchte werden roh oder gegart gegessen. Wenn man die Früchte an einem kühlen Ort lagert, bis sie überreif sind, sollen sie auch roh gut schmecken. Die Früchte können auch getrocknet verwendet werden.
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